Remote-Hackdays: Tüfteln im Zeichen von Corona

Leider konnten auch in diesem Jahr die regulären Hackdays aufgrund der Corona-Pandemie nicht nur bei uns, sondern auch an zahlreichen weiteren Schulen nicht stattfinden. Wissenschaft im Dialog möchte das Projekt trotz Corona aufrecht erhalten und bietet daher das Format der sogenannten “Remote-Hackdays” als Alternative an. Die Johannes-Kepler-Schule Süchteln war bereits im Sommer 2020 die erste Schule überhaupt, an der Remote-Hackdays durchgeführt wurden. Am 18. und 19. März 2021 durften wir nun als erste Schule deutschlandweit zum zweiten Mal die Remote-Hackdays veranstalten.

Viele Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich erstmalig mit dem Programmieren.

Hackdays – zu Deutsch „Tüfteltage“ – sind Veranstaltungen, die in einer offenen und kreativen Werkstattatmosphäre verlaufen. Am Anfang der Hackdays steht immer die Formulierung eines oder mehrerer Probleme, die von den Schülerinnen und Schülern im Schulumfeld beobachtet wurden. Die Jugendlichen entwickeln dann Lösungsansätze. Dabei stehen ihnen technische Hilfsmittel wie Werkzeuge, Sensoreinheiten oder Mikrocontroller zur  Verfügung. Die Hackdays leisten einen Beitrag zur Verbesserung der digitalen Bildung an Schulen und bringen Jugendlichen die Bandbreite digitaler und elektronischer Tools näher. Darüber hinaus soll die Fähigkeit gefördert werden, Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und eigenständig Lösungen zu entwickeln. Wissenschaft im Dialog möchte mit dem Projekt, unterstützt durch die Klaus Tschira Stiftung, neue Impulse für den Schulalltag setzen.

Wie gut ist die Luft im Klassenzimmer? Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden von diesem Gerät gemessen.

Um allen Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse unabhängig von den häuslichen Voraussetzungen die Teilnahme zu ermöglichen, bestand im Vorfeld die Möglichkeit, sich Endgeräte an unserer Schule auszuleihen. Alle Jugendlichen erhielten zudem ein Materialset von Wissenschaft im Dialog geschenkt. Enthalten waren neben dem Seeduino Microcontroller auch diverse Sensoren und Kabel.

Und so fanden sich am 18. März um 9 Uhr 15 Schülerinnen und Schüler jeweils von zu Hause aus ein, um gemeinsam in einer Videokonferenz den Worten der Mentorinnen und Mentoren von Wissenschaft im Dialog zu lauschen. Nach einer theoretischen Einführung, die von “A wie Arduino” bis “Z wie Zusammenarbeiten via Videokonferenz” alles abdeckte, ging es an einen ersten Probe-Hack: um ein Gefühl für die noch unbekannte Technik zu entwickeln., bauten die Teilnehmer einen “Spiel-Timer”, der nach Aktivierung per Tastendruck den Ablauf einer Spieldauer von 5 Sekunden akkustisch anzeigen sollte. Bereits in dieser Phase wurde das gut durchdachte Konzept des Make-Your-School-Teams deutlich: eine Mentorin oder ein Mentor war stets nur einen Hilferuf weit entfernt und schaltete sich zügig per Videoschalte in die Bastelphase hinzu. Die Jugendlichen konnten jederzeit auf professionelle Unterstützung zurückgreifen, sodass der erste Hack nach rund einer Stunde von allen erfolgreich absolviert wurde.

Mentorinnen und Mentoren von Wissenschaft im Dialog und Lehrkräfte unserer Schule standen den Schülerinnen und Schülern während der zwei Tage zur Seite.
Programmierung eines Arduino-Mikrocontrollers, hier bei den Hackdays 2020.

Aber was macht eine Schule aus? Wie lässt sich die Arbeit zu Hause optimieren? Wo gibt es Probleme? Und wie können diese mit digitalen und technischen Hilfsmitteln gelöst werden? Beim Projekt Make Your School sollen Schülerinnen und Schüler keinen vorgefertigten Ideen folgen, sondern ihre (Home-)Schulsituation mitgestalten und sich im Programmieren, Tüfteln und Basteln ausprobieren. Ein gemeinsames Brainstorming brachte in den vier gegründeten Teams klarheit: so stand unter anderem die Entwicklung eines Automaten für Damen-Hygieneartikel oder eines “Hausaufgaben-und-Klassenarbeiten-Erinnerungs-Tools” auch ein Mülleimer auf dem Programm, der seine Benuter/innen zu besonders umweltfreundlichem Verhalten animieren soll!

Tag 2 stand dann also ganz im Zeichen der Programmierung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte man an den eindeutigen Jubelrufen erkennen, dass die Jugendlichen recht schnell Fortschritte erzielten: nach wenigen Stunden flimmerten die ersten Botschaften über LC-Displays und Motoren öffneten und schlossen angebrachte Klappen per Tastendruck. Es vergingen noch etliche Stunden, bis die ersten Entwürfe präsentiert werden konnten. Nach Fertigstellung der Prototypen ging es dann noch darum, den Geräten angemessene Schutzhüllen zu verpassen. Die Schülerinnen und Schüler begaben sich zu Hause auf die Suche nach geeigneten Hüllen (wie Schuhkartons oder Spülmaschinen-Tabs-Packungen), die nun ausgeschnitten, beklebt und beschriftet wurden.

“Du bist kein Umweltsuender :)” – der Prototyp eines sich bedankenen Mülleimers.

In einer abschließenden Videokonferenz stellten alle Teilnehmer ihre durchweg gelungenen Arbeitsergebnisse vor. Die Hacks konnten nun stilecht in den praktischen Maker-Rucksäcken verstaut werden, in denen den Schüler/innen auch das Material einen Tag zuvor überreicht wurde.

Wir sind in mehrfacher Hinsicht stolz: zum einen natürlich auf unsere Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen, die sich trotz des Stresses durch das Distanzlernen und das Wechselmodell dazu bereit erklärt haben, an den Remote-Hackdays teilzunehmen. Wir sind aber auch stolz darauf, inzwischen drei Jahre lang Make-Your-School-Projektschule zu sein und die Partnerschaft auch in diesen schwierigen Zeiten aufrechterhalten zu können. Wir bedanken uns daher ausdrücklich für diese großartige Zusammenarbeit!

Wir freuen uns auf die Hackdays 2022 – dann, trotz der positiven Erfahrung der zwei Tage, am liebsten aber wieder real bei uns vor Ort.

Text und Fotos: P. Diekmann

 

Eindrücke von den Remote-Hackdays 2021

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