Remote-Hackdays: Wenn Desinfektionsmittel fahren lernt

Leider mussten die regulären Hackdays aufgrund der Corona-Pandemie nicht nur bei uns, sondern auch an zahlreichen weiteren Schulen abgesagt werden. Wissenschaft im Dialog möchte das Projekt trotz Corona aufrecht erhalten und bietet testweise an nur drei Schulen deutschlandweit(!) erstmals sogenannte „Remote-Hackdays“ an. Die Johannes-Kepler-Schule Süchteln war die erste Schule überhaupt, an der die Remote-Hackdays durchgeführt wurden.

Die Kommunikation erfolgte per Videokonferenz.

Hackdays – zu Deutsch „Tüfteltage“ – sind Veranstaltungen, die in einer offenen und kreativen Werkstattatmosphäre verlaufen. Am Anfang der Hackdays steht immer die Formulierung eines oder mehrerer Probleme, die von den Schülerinnen und Schülern im Schulumfeld beobachtet wurden. Die Jugendlichen entwickeln dann Lösungsansätze. Dabei stehen ihnen technische Hilfsmittel wie Werkzeuge, Sensoreinheiten oder Mikrocontroller zur  Verfügung. Die Hackdays leisten einen Beitrag zur Verbesserung der digitalen Bildung an Schulen und bringen Jugendlichen die Bandbreite digitaler und elektronischer Tools näher. Darüber hinaus soll die Fähigkeit gefördert werden, Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und eigenständig Lösungen zu entwickeln. Wissenschaft im Dialog möchte mit dem Projekt, unterstützt durch die Klaus Tschira Stiftung, neue Impulse für den Schulalltag setzen.

Um allen Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse unabhängig von den häuslichen Voraussetzungen die Teilnahme zu ermöglichen, bestand die Möglichkeit, an den Remote-Hackdays aus den Räumlichkeiten der Schule heraus teilzunehmen. Und so fanden sich am 17. Juni drei Schülergruppen in der Schule ein, um gemeinsam mit den von zu Hause-Teilnehmern in einer Videokonferenz den Worten der Mentorinnen und Mentoren von Wissenschaft im Dialog zu lauschen. Nach einer theoretischen Einführung, die von „A wie Arduino“ bis „Z wie Zusammenarbeiten via Jitsi“ alles abdeckte, ging es an einen ersten Probe-Hack: um ein Gefühl für die noch unbekannte Technik zu entwickeln., bauten die Teilnehmer einen „Spiel-Timer“, der nach Aktivierung per Tastendruck den Ablauf einer Spieldauer von 5 Sekunden akkustisch anzeigen sollte. Bereits in dieser Phase wurde das gut durchdachte Konzept des Make-Your-School-Teams deutlich: eine Mentorin oder ein Mentor war stets nur einen Hilferuf weit entfernt und schaltete sich zügig per Jitsi in die Bastelphase hinzu. Die Jugendlichen konnten jederzeit auf professionelle Unterstützung zurückgreifen, sodass der erste Hack nach rund einer Stunde von allen erfolgreich absolviert wurde.

Programmierung eines Arduino-Mikrocontrollers.

Aber was macht eine gute (Home-)Schule aus? Wo gibt es Probleme? Und wie können diese mit digitalen und technischen Hilfsmitteln gelöst werden? Beim Projekt Make Your School sollen Schülerinnen und Schüler keinen vorgefertigten Ideen folgen, sondern ihre (Home-)Schule mitgestalten und sich im Programmieren, Tüfteln und Basteln ausprobieren. Ein gemeinsames Brainstorming brachte in den drei gegründeten Teams klarheit: während zwei Gruppen sich an einen lautstarken „Abstands-Warner“ versuchen wollten, kam eine dritte Gruppe auf die Idee, eine mobile Desinfektionslösung zu bauen, die selbstständig zum Anwender fahren kann.

Tag 2 stand dann also ganz im Zeichen der Programmierung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte man an den eindeutigen Jubelrufen erkennen, dass die Jugendlichen recht schnell Fortschritte erzielten: nach wenigen Stunden drehte ein erster Roboter seine Bahnen auf dem Flur (natürlich grandios einer vorgegebenen Linie folgend!) und zahlreiche Pieptöne zeugten von gelungenen Abstandsmessungen. Nach Fertigstellung der Prototypen ging es dann noch darum, den Geräten angemessene Schutzhüllen zu verpassen. Die Schüler brachten mit ihrer Hackidee im Kopf kleine Pappschachteln mit, die nun ausgeschnitten, beklebt und beschriftet wurden.

Schulleiter Küpper lässt sich die Prototypen vorführen.

In einer abschließenden Videokonferenz stellten alle Teilnehmer ihre durchweg gelungenen Arbeitsergebnisse vor. Die Hacks wurden stilecht in den praktischen Maker-Rucksäcken nach Hause transportiert, in denen den Schülern auch das Material einen Tag zuvor überreicht wurde.

Wir sind in mehrfacher Hinsicht stolz: zum einen natürlich auf unsere Schüler der 8. Klassen, die sich trotz des Stresses durch das Homeschooling dazu bereit erklärt haben, an den weltweit ersten Remote-Hackdays teilzunehmen. Wir sind aber auch stolz darauf, von Wissenschaft im Dialog als Pilotschule ausgewählt worden zu sein. Wir bedanken uns daher ausdrücklich für diese einmalige Gelegenheit!

Wir freuen uns auf die Hackdays 2021 vom 17. – 19. März 2021 – dann, trotz der positiven Erfahrung der zwei Tage, am liebsten aber wieder real bei uns vor Ort.

Text und Fotos: P. Diekmann

 

Eindrücke von den Remote-Hackdays 2020

Bild 11 von 25