Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen!

Bericht über die Studienfahrt der AG „Gedenkstätten und Erinnerungskultur“ der Johannes-Kepler-Schule nach Bremen im Juni 2018

Persönliche Eindrücke der Fahrtteilnehmer

Mittwoch

Am Mittwoch, den 20. Juni 2018 machten sich 27 Schülerinnen und Schüler mit zwei Lehrerinnen nach einem Jahr intensiver Vorbereitung auf die Reise einer Studienfahrt nach Bremen. Schon im Zug wurde viel geredet und gelacht. Die Stimmung war von Beginn an sehr schön, produktiv und harmonisch.

Große Begeisterung übermannte die Teilnehmer bei der Ankunft im A&O-Hostel am Bremer Hauptbahnhof. Wer rechnete schon damit, dass in jedem Zimmer die Fernseher auch Anschlüsse für die Playstation bzw. den Fire-TV-Stick haben?

Nach der Inspektion der Unterkunft machten wir uns bereit für die Stadtbesichtigung unter dem Themenschwerpunkt „Bremen zur NS-Zeit“, die am „Bremer Roland“ begann.
Dort begingen wir mit unserem Guide Thomas die historischen Straßen und Denkmäler Bremens, die geschichtlich bedeutsam sind.
Den meisten von uns ging jedoch auch die Frage durch den Kopf, ob dieser Herr eventuell noch einen Bruder haben könnte.

Wir erfuhren, dass der Roland mal eingemauert war, dass die 100m lange Böttcher-Straße für entartete Kunst steht und Ludwig Roselius (1874-1943) zu verdanken ist. Erstaunlich war, wie die Ideologie der Nazis diese Bilder veränderte bzw. auch anders interpretierte.
Weiter ging es zum Schnoorviertel und dem bei Grabungen entdeckten Rest einer Synagoge, die nun als Gedenkstätte für die Massentötung dient und unter einem Gebäude zu finden ist. Diese Synagoge wurde am 9. November 1938 niedergebrannt. Damals wie heute waren in Bremen ca. 4-5% der Bevölkerung Juden.

Neben der Gedenktafel außen kann man im Inneren eine Fotoausstellung besuchen. Diese Treppe von der Synagoge im Keller hinauf ins alltägliche Leben ist allen Teilnehmern ins Auge gefallen.

Weiter ging es zum alten Rathaus, welches in künstlerischer Art und Weise die biblischen zehn Gebote enthält, welche aber zur NS-Zeit auch „entfernt“ werden mussten, da diese nicht in die Ideologie der Nationalsozialisten passten.

Auf dem dahinterliegenden Platz endete die Führung mit dem Hinweis, dass dort 1838 die letzte öffentliche Tötung stattgefunden hat.

Voller erster Eindrücke gingen wir essen und schlenderten im Dunkeln an der Weser entlang -gemeinsam durch Bremen zurück zum Hostel.

Donnerstag

Am Donnerstag hieß es früh aufstehen und nach dem Frühstück fuhren wir mit Bus und Bahn zum Gedenkort „Bunker Valentin“. Dort erwartete uns ein 5-stündiger Workshop mit Führung.
Der Bunker ist 400m lang und 90m breit und wurde innerhalb von knapp zwei Jahren ab 1943 durch ca. 8.000 Zwangsarbeiter gebaut, aber nie fertig gestellt. In Teilen ist allein die Decke 7m dick.
Die alten Öltanks dienten als Konzentrationslager für die Zwangsarbeiter. Hier im Bunker sollte das erste richtige U-Boot in Massenproduktion gebaut werden, aber die Alliierten beobachteten den Bau des Bunkers durch Luftaufnahmen genauestens und bombardierten 1945 den noch nicht fertig gestellten Teil. Dadurch ist dort auch die Decke einsturzgefährdet.
Im Rahmen des Workshops schauten wir uns Bilder an, die analysiert und interpretiert wurden und auch Filmausschnitte. Der erste Film zeigte Original-Aufnahmen des damaligen Bauleiters ohne Ton.
Weitere Filmsequenzen waren Zeitzeugen-Interviews von Überlebenden, die von dem Leben und ihrer Arbeit berichten.

Abends wartete auf die Schülerinnen und Schüler eine „Überraschung“. Alle waren ganz gespannt und rätselten schon den ganzen Tag, was sie erwarten würde.
Mit der Bahn fuhren wir dann zum Mystery-House, einem Exit-Game. Dort spielten wir in kleinen gemischten Gruppen mit sechs Personen je einen der Räume. Das gemeinsame Knobeln und die Teamfähigkeit wurden hier auf eine große Probe gestellt und noch bis tief in die Nacht wurden die Vorgehensweise und die Rätsel im Hostel erörtert. Dort endete dieser Tag in der Lobby bei intensiven Gesprächen über das Erlebte und auch einem regen Austausch über „dies und das“.

Freitag

Freitagvormittag stand allen zur freien Verfügung. Ob man schlafen oder shoppen wollte, hing wohl davon ab, ob man den letzten ‚Abend‘ bis zum Schluss in der Lobby verbrachte oder genügend Schlaf bekommen hatte.

Um 12 Uhr fuhren wir dann mit dem Bus nach Bergen-Belsen, um uns das Konzentrationslager anzusehen.
Dort bekamen wir in einem Seminarraum eine ausführliche Einführung in die Geschichte dieses Ortes und der Veränderung während des zweiten Weltkrieges.
Viele erschreckende Details wurden uns dort näher gebracht. Unter den 14.000 Toten, die in Massengräbern auf dem Gelände verscharrt sind, liegt auch Anne Frank mit ihrer Schwester Margot und uns wurde noch klarer, dass viele Menschengruppierungen verfolgt und dort eingesperrt wurden – nicht nur Juden.
1945, als das Lager befreit wurde, fanden die Engländer dort 53.000 „lebende Leichen“.
Der Rundgang über das Gelände zeigte neben den Gedenktafeln für die Massengräber und einzelnen personalisierten Gedenktafeln auch Mahnmale in verschiedenster Form für russische Kriegsgefangene, Sinti und Roma, jüdische Menschen und viele weitere Opfergruppierungen, die dort inhaftiert waren. Was uns dort bewegte, haben wir in den „WIR-Sätzen“ versucht zu formulieren.

Den Besuch in Bergen-Belsen wird wohl keiner von uns je vergessen.

Zurück in Bremen gingen wir alle gemeinsam in der Stadt essen und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.
Dort verarbeitete jeder Teilnehmer seine Eindrücke der Fahrt auf individuelle Weise. Ob man einen Song schrieb, darüber nachdachte, was man mit einem halben Liter Pepsi anstellen könne oder einfach müde ins Bett fiel, entschied jeder selbst.

Fazit

Als Resümee kann man zusammenfassen, dass wir dort sehr viel gelernt haben und eine solche Fahrt jedem Schüler an Herz gelegt werden sollte.

Wir bedanken uns bei den tollen Schülerinnen und Schülern, die mit großem Interesse, einer gehörigen Portion Neugier und vorbildhaftem Verhalten diese Fahrt zu einer ganz besonderen gemacht haben.

Ein herzlicher Dank geht auch an den Förderverein der JKS für die finanzielle Unterstützung der ersten Studienfahrt.

Sarah Heks und Andrea Arendt