Geschichte 2.0: Zeitzeugen via Augmented Reality in der JKS

Die Klasse 9d warf am 19. Juni mit Hilfe des Westdeutschen Rundfunks (WDR) einen Blick in den Geschichtsunterricht der Zukunft: Ausgerüstet mit einem Klassensatz iPads stellten unsere Gäste den Neuntklässlern die App „WDR AR 1933-1945“ vor.

…und plötzlich steht der Zeitzeuge mitten in der Schule, von den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs berichtend.

In rund zwei Jahren Entwicklungszeit nahm der WDR Zeitzeugen-Interviews aus dem Zweiten Weltkrieg in entsprechend ausgestatteten Studios auf und verpackte diese in eine App, die es den Anwenderinnen und Anwendern ermöglicht, die Aufnahmen als Hologramme mitten in das Klassenzimmer zu projizieren. Anstatt von den grausamen Schicksalen der Menschen in Schulbüchern zu lesen oder sich eine DVD auf dem Fernseher anzusehen, erschienen die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs nun direkt vor den Augen der Jugendlichen und berichteten „in wenigen Zentimetern Entfernung“ von ihren grausamen Erlebnissen. Untermalt von entsprechenden Animationen sah man den faszinierten und zugleich geschockten Schülerinnen und Schülern den Schrecken angesichts der geschilderten Erlebnisse deutlich an.

„Bemerkenswert wie Vera Grigg als Zeitzeugin das Erlebte beschrieben hat. Es war ein fremdartiges Gefühl, es zu hören und zu sehen, wie es passiert ist, ohne wirklich dabei zu sein. Es schien so, als wäre sie immer noch sehr betroffen.“

Begleitet werden die bisher drei digitalisierten Interviews durch umfassendes Unterrichtsmaterial, welches die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d zur Vorbereitung von Kurzvorträgen nutzten, um ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die anderen Geschichten nahezubringen.

Die Schülerinnen und Schüler beurteilen die Erfahrung mit der WDR AR-App als äußerst intensiv und lehrreich. Sicherlich seien reelle Zeitzeugen noch interessanter, weil man dann auch konkrete Fragen stellen könne, aber die subjektiv orientierte und detaillierte Darstellung durch die Multiperspektivität der Erzählungen sei emotional nachvollziehbar und sorge für ein besseres Verständnis für Geschichte, reflektierten die Schülerinnen und Schüler. Dass die 90 Minuten wie im Flug vergingen und die Arbeit noch intensiviert hätte werden können, meldete die Klasse ebenfalls zurück. Aufzugreifen ist zukünftig die Schülerideen, dass dieses Arbeiten mit der App durchaus in einer Projektwoche umzusetzen sei um auch den Blick „hinter die Kulissen“ der Dreharbeiten zu vertiefen. Die den Feldversuch betreuenden Lehrkräfte, Herr Junkes (Klassenlehrer 9d), Herr Diekmann (Fachvorsitz Geschichte) und Frau Heks (AG „Gedenkstätten und Erinnerungskultur“) waren sich einig, dass die vorgestellte AR-Technik den Geschichtsunterricht in naher Zukunft bereichern wird und bedankten sich ganz herzlichen für den kostenfreien und lehrreichen Besuch der Referentinnen des WDR.

Wer selbst einen Blick in die App werfen möchte, kann die Anwendung kostenlos im AppStore oder bei Google Play beziehen.

Text: P. Diekmann / S. Heks

Fotos: R. Junkes

WDR-AR an der JKS

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