„Ich wollte die Sonne nochmal sehen.“ – Z(w)eitzeugen-Tag 2021

Als Kooperationsschule des Zweitzeugen e.V. durfte die Johannes-Kepler-Schule (JKS) heute zum insgesamt vierten Mal Vertreterinnen des Vereins im Hause zu einem Workshop begrüßen. 2010 als Studienprojekt entstanden ist Zweitzeugen e.V. seit Februar 2014 ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Über die persönlichen Erzählungen von Schoah-Überlebenden macht das Projekt Geschichte nachfühlbar und begreifbarer. Das Projekt steht an unserer Schule unter der Leitung von Frau Heks und Herrn Diekmann. Durchgeführt wurde der heutige Z(w)eitzeugen-Tag von den engagierten Vereinsmitgliederinnen Ksenia und Franzi.

Die JKS sagt „Danke!“

Der Z(w)eitzeugen-Workshop wurde durch Mittel der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW, Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, finanziell unterstützt.
Die restlichen Kosten können wir in diesem Jahr durch Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ bestreiten. Vielen Dank an beide Förderer!

Schüler*innen bilden den Lebensweg der Jüdin Erna de Vries nach.

Zu Beginn verglichen die Schülerinnen und Schüler ihren heutigen Alltag als Schüler mit dem veränderten Alltag der jüdischen Bewohner Deutschlands von 1933-1945. Die Rechte der jüdischen Bürger Deutschlands, die damals 0,8% der Gesamtbevölkerung ausmachten, wurden im Laufe der Jahre durch verschiedene Gesetze und Erlasse massiv eingeschränkt: So durften sie nur noch jüdische Schulen besuchen, keine Schokolade mehr kaufen oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Im weiteren Verlauf der nationalsozialistischen Herrschaft wurden ihre Rechte nahezu vollständig ausgeschaltet.

Diese Erkenntnis wurde durch das das Lebenszeugnis der Jüdin Erna de Vries verstärkt, welches von den Workshop-Leiterinnen im Auftrag der Überlebenden dargelegt wurde. Die Schülerinnen und Schüler konnten so sehr intensiv nachvollziehen, welche Probleme, Schwierigkeiten und Gräueltaten ein jüdisches Mädchen zur Zeit des Nationalsozialismus ertragen musste: spätestens an jener Stelle, an der Ksenia und Franzi im Auftrag Ernas berichteten, wie sie ihre Mutter das letzte Mal umarmen konnte, ehe diese in den sicheren Tod ging, herrschte absolute Stille im Seminarraum.

Schüler*innen im Gespräch mit den Zweitzeuginnen.

Um weitere Überlebende kennenzulernen, wurde die Projektgruppe geteilt, so dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich gleichzeitig mit einer der Personen Hannah Pick-Gosla, Dr. Leon Weintraub oder Michaela Vidláková intensiv auseinandersetzen konnten. Die Geschichten dieser drei Personen als Juden im 2. Weltkrieg wurden ebenfalls vom Zweitzeugen-Verein recherchiert und in kleinen Arbeitsheften aufgearbeitet.

Nach der Präsentation der Lebensläufe war den Schülerinnen und Schülern klar, dass sie diese Geschichten künftig weitererzählen (müssen)! Manche planten, ihre älteren Familienmitglieder zu den damaligen Ereignissen und ihren Erfahrungen zu interviewen, um zu erfahren, „wie das damals war“. Gezeigt wurde schlussendlich ein kurzer Filmbeitrag über die Freude, die die Zeitzeugen heute übermannt, wenn sie Briefe von Schulklassen bekommen, die sich mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt haben. Um diese Freude weiterhin in den Gesichtern der Überlebenden sehen zu können, schrieben die Projektteilnehmer*innen an einen der heute kennengelernten Zeitzeug*innen einen persönlichen Brief, der durch den Zweitzeugen e.V. an die entsprechenden Personen übergeben wird.

Eine Teilnehmerin schreibt einen Brief an eine Holocaust-Überlebende.

In der abschließenden Reflexion des heutigen Tages wurde viel gelobt – auch das vorbildliche Verhalten unserer Schülerinnen und Schüler, die aktiv, interessiert und motiviert dieses Projekt mitgestaltet haben. Wir danken dem Zweitzeugen e.V. (insbesondere Ksenia und Franzi!) für die erneute Durchführung des Projektes an unserer Schule und freuen uns auf kommendes Schuljahr, wo wir den Workshop für Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen erneut anbieten werden.

Text und Fotos: P. Diekmann

 

Eindrücke vom Zweitzeugen-Projekttag 2021

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