Im Geschichtsunterricht haben wir uns lange mit dem 2. Weltkrieg und dem Dritten Reich beschäftigt. In diesem Zusammenhang haben wir am Donnerstag, den 26.11.2021, mit unserer Klasse 10 in der Geschichtsstunde einen interessanten Spaziergang durch Süchteln gemacht.
Begleitet wurden wir von unserem Geschichtslehrer Herrn Nöthen und unserem Stadtführer Herrn Budel. Herr Budel ist ehrenamtlich im „Verein zur Förderung von Erinnerungskultur“ der Stadt Viersen. Er hat uns eine Menge über Süchteln berichten können. Er besitzt ein großes Wissen über die Zeit des Zweiten Weltkriegs in diesem Ort, da er sich schon seit vielen Jahren damit beschäftigt.
Unsere Zeitreise begann am Busbahnhof. Herr Budel erzählte uns, dass der Busbahnhof als Treffpunkt vieler Nazis galt. Früher war dort der „Von-Hagen-Platz“. Große Demonstrationen/Paraden wurden dort durchgeführt. Die Hauptstraße an unserer Schule hieß früher „SA-Straße“. Dort marschierten die Mitglieder der Sturmabteilung (SA) in braunen Uniformen lang
Von dort aus machten wir uns auf den Weg in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg erklärte uns Herr Budel etwas über das Rathaus (ein rotes Gebäude, welches neben einem großen Parkplatz steht). In diesem Gebäude saß auch im Dritten Reich schon der damalige Bürgermeister von Süchteln, der auch ein großer Unterstützer der Nazis war. Er war Mitglied in der NSDAP. Daraufhin erklärte uns Herr Budel, dass der große Parkplatz neben dem roten Gebäude früher „Adolf Hitler Platz“ genannt wurde.
Schräg gegenüber vom Rathaus wurde uns auch die dunkle Geschichte eines Gebäudes nahegelegt, das es heute nicht mehr gibt. Auf dem Platz der heutigen Volksbank stand nämlich das Partei-Gebäude der NSDAP zu Nazi-Zeiten, das „braune Haus“.
Als wir nun in der Innenstadt angekommen waren, zeigte und erklärte uns Herrn Budel die Bedeutung und Herstellung von sogenannten Stolpersteinen. Das sind kleine meist vergoldete Steine, die an bestimmten Häusern oder Standorten platziert werden. Sie erinnern an Menschen, die Opfer des Holocausts wurden. Genauso erklärte Herr Budel uns die Geschichte zu den jüdischen Familien, welche dort ihren letzten Wohnort vor ihrem Tod hatten. In Süchteln lebten insgesamt 22 Juden.
Die nächste Station unseres Rundgangs war die katholische Kirche „St. Clemens“. Herr Budel erzählte uns zuerst etwas über das Zusammenspiel der Nazis mit den Christen. Die katholische Gemeinde Süchteln hatte einen Pakt mit Hitler geschlossen. Dieser beinhaltete die Freistellung der Katholiken vom Kriegsdienst und die Erlaubnis, weiter Messen halten zu dürfen. Wo wir dann gerade bei dem Thema Kirchen im Dritten Reich waren, zeigte er uns noch die deutlich kleinere evangelische Kirche. Direkt neben dieser Kirche sind viele Stolpersteine und eine kleine Tafel mit Blumen an der Hauswand des danebenstehenden Gebäudes angebracht. Diese Gedenktafel ist den Juden gewidmet, die dort in der Reichskristallnacht ums Leben kamen. Im oberen Gebäude war zu dieser Zeit ein Glaubensraum für die jüdische Bevölkerung. Heute ist dort eine Wohnung drin. Wir wunderten uns, dass dieses Haus noch steht, denn viele Synagogen wurden von den Nazis abgebrannt. Herr Budel erzählte uns, dass diese nicht abgebrannt wurde, da sie in einem Reihenhaus stand und dann wahrscheinlich noch mehr Häuser abgebrannt wären. Der Gebetsraum selbst wurde natürlich von den Nazis zerstört. Die evangelische Gemeinde Süchteln hatte zu diesem Zeitpunkt andere Sichtweisen auf die Nazis als die katholische Gemeinde. Sie war gespalten in Teile, die die Nazis unterstützten und in Teile, die komplett dagegen waren.
Nun gingen wir in die Königsburg. Das ist eine Kneipe und ein Veranstaltungsort. Ein netter Herr, welcher Mitglied im „Verein Königsburg“ ist, begrüßte uns. Er erklärte uns die Wichtigkeit dieses Ortes für die Nazis. In der Kneipe, wo heute schöne schwarz-weiß Bilder hängen, war früher ein berüchtigter Platz für die Nazis. Herr Budel erzählte uns, dass sogar in den 70er Jahren hier noch regelmäßig gefeiert wurde. Dazu gehörten auch die Geburtstagspartys von Adolf Hitler. Dies ist selbstverständlich heute nicht mehr so!
Weiter hinten gibt es noch einen großen Veranstaltungsraum mit einer Bühne. Dieser Raum wird grade frisch renoviert und saniert. Aber auch dort fanden früher wichtige Nazi-Veranstaltungen statt. Die Besichtigung der Königsburg war ein persönliches Highlight des Spaziergangs.
Von dort aus gingen wir zum Abschluss zu einem weißen großen Haus in der Innenstadt. Dieses Haus gehörte mal der jüdischen Familie Lifges. Dieser Familie ging es vor der NS-Zeit gut. Sie hatte ein gewisses Vermögen und ein Textilhaus direkt gegenüber der Kirche „St. Clemens“. Bis 1942 überstand Familie Lifges die für alle Süchtelner Juden schlimme Zeit. Dann wurde die Familie verhaftet und alle Familienmitglieder ermordet – außer einer Tochter, die nach dem Krieg wieder zu ihrem alten Zuhause zurückkam und dort einzog. Leider musste sie sich aber damals immer noch judenfeindliche Sprüche gefallen lassen…
Nach dieser Geschichte war die Stimmung ein bisschen gedrückt, da uns Herr Budel diese Geschichte wirklich ans Herz gebracht hatte.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Herrn Budel für diesen tollen Stadtrundgang und bei dem „Verein Königsburg“ für die tolle Besichtigung. Es hat uns allen sehr gut gefallen!
Text: Fabian (10c), Marius (10b) und Mica (10c)
Bilder: NOE