Unter der Moderation von Frau Peters und Frau Jonas als Ehrenamtliche des Heimatsucher e.V. verbrachten Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen einen aufregenden Vormittag mit vielen neuen Informationen und Eindrücken von Überlebenden der Shoa.
Eine der ersten aufkommenden Fragen galt der Namensgebung des Vereins. „Heimatsucher e.V.“ nennt sich dieser Verein, weil die besuchten und befragten Zeitzeugen nach der Shoa auf der Suche nach einer Heimat waren, da sie aus ihrer alten vertrieben wurden.
Zu Beginn verglichen die Schülerinnen und Schüler ihren heutigen Alltag als Schüler mit dem veränderten Alltag der jüdischen Bewohner Deutschlands von 1937-1945. Die Rechte der jüdischen Bürger Deutschlands, die damals 0,8% der Gesamtbevölkerung ausmachten, wurden im Laufe der Jahre durch verschiedene Gesetze und Erlasse massiv eingeschränkt: So durften sie nur noch jüdische Schulen besuchen, keine Schokolade mehr kaufen und die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr nutzen. Im weiteren Verlauf der nationalsozialistischen Herrschaft wurden ihre Rechte nahezu vollständig ausgelöscht.
Diese Erkenntnis wurde durch das von Frau Peters erzählte Lebenszeugnis der Jüdin Ellisheva Lehmann verstärkt, so dass die Schülerinnen und Schüler sehr intensiv nachvollziehen konnten, welche Probleme und Schwierigkeiten ein jüdisches Mädchen aus den Niederlanden damals hatte. Die eindrucksvoll erzählte Geschichte von Ellishevas Überleben führte von einer unbeschwerten Kindheit über neun verschiedene Verstecke in den Niederlanden während des Krieges (und der verlorenen Jugendliebe „Bernie“!) hin zu ihrem glücklichen Weiterleben in Israel.
Nach einer kurzen Pause erzählten die Schülerinnen und Schüler die Lebensgeschichte von Ellisheva Lehmann anhand eines Erzählfadens sehr detailliert nach, so dass für Beobachter deutlich wurde, wie intensiv zugehört und die Geschichte verinnerlicht wurde. Dieses hohe Interesse war den gesamten Tag über anhand der Nachfragen, Rückfragen und auch der Gesprächsbeiträge sehr deutlich spürbar. Im Anschluss daran durften die Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Fußabdruck auf buntem Papier gestalten, beschriften und an die Stelle des Lebenslaufs legen, die sie persönlich am meisten beeindruckte. Vielen waren sich einig, dass die Zeit im Versteck und die Angst vor der Entdeckung die intensivste Phase ihres Lebens darstellen musste.
Um weitere Überlebende kennenzulernen, wurde die Projektgruppe geteilt, so dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich gleichzeitig mit der Person Hannah Rick-Goslas bzw. Rolf Abrahmsohns intensiv auseinandersetzen konnten. Die Geschichten dieser beiden Personen als Juden im 2. Weltkrieg wurden ebenfalls vom Heimatsucher-Verein recherchiert und in kleinen Arbeitsheften aufgearbeitet.
Nach der Präsentation der beiden Lebensläufe war den Schülerinnen und Schülern klar, dass sie diese Geschichten künftig weitererzählen (müssen)! Manche planten, ihre älteren Familienmitglieder zu den damaligen Ereignissen und ihren Erfahrungen zu interviewen, um zu erfahren, „wie das damals war“.
Gezeigt wurde dann ein kurzer Filmbeitrag über die Freude, die die Zeitzeugen heute übermannt, wenn sie Briefe von Schulklassen bekommen, die sich mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt haben. Um diese Freude weiterhin in den Gesichtern der Überlebenden sehen zu können, schrieben die Projektteilnehmer an einen der drei heute kennengelernten Zeitzeugen einen persönlichen Brief, der durch den Heimatsucher e.V. an die entsprechende Person übergeben wird. Diese Schreiben lösten bei dem ein oder anderen Schüler tiefe Emotionen aus.
In der abschließenden Reflexion des heutigen Tages wurde viel gelobt – auch das vorbildliche Verhalten unserer Schülerinnen und Schüler, die aktiv, interessiert und motiviert dieses Projekt mit gestaltet haben.
Wir danken dem Heimatsucher e.V. für die (erste) Durchführung des Projektes an unserer Schule!
Bericht und Bilder von: Sarah Heks / Patrick Diekmann